1. Wer kann den Philosophieunterricht besuchen?
„Alle Menschen sind Philosophen.“
(Karl Popper)
„Glaubst du, du bist noch zu klein, um große Fragen zu stellen?
Dann kriegen die Großen dich klein noch bevor du groß genug bist.“
(Erich Fried)
Das Fach Philosophie kann am THG seit dem Schuljahr 2014/2015 als Grundkurs in der Oberstufe (MSS) gewählt werden.
Im Schuljahr 2016/17 wird das Fach in 6 Grundkursen mit ca. 90 Schülerinnen und Schülern in allen Jahrgangsstufen der MSS unterrichtet. Dabei belegt die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler Philosophie als zusätzliches freiwilliges Fach.
Derzeit ist das THG das einzige Gymnasium in Ludwigshafen, welches Philosophie-Kurse im Rahmen der Oberstufe anbietet.
2. Um was geht es im Philosophieunterricht?
„Philosophie heißt: Immer neu die wesentlichen Fragen stellen.“
(Wilhelm Weischedel)
In der Philosophie und ihren verschiedenen Disziplinen geht es um grundsätzliche Fragen des menschlichen Lebens wie zum Beispiel:
- Was macht den Menschen aus? (Anthropologie)
- Gibt es zuverlässiges Wissen? (Erkenntnistheorie)
- Was ist eigentlich „Wahrheit“? (Wahrheitstheorie)
- Können die Naturwissenschaften alles erklären? (Wissenschaftsphilosophie)
- Wann ist ein logischer Schluss gültig und wann nicht? (Logik)
- Wie erhalten Worte ihre Bedeutung? (Sprachphilosophie)
- Gibt es einen Fortschritt in der Geschichte der Menschen? Oder arbeitet die Menschheit an ihrem Untergang? (Geschichtsphilosophie)
- Gibt es ein Leben nach dem Tod? Ist es überhaupt sinnvoll, darauf zu hoffen? (Metaphysik)
- Was macht einen guten Staat aus? (Staatsphilosophie)
- Was ist gerecht? (Rechtsphilosophie)
Wie Bertrand Russell, ein englischer Philosoph, zurecht anmerkt, kann uns die Philosophie natürlich keine zeitlosen und unumstößlichen Wahrheiten zu diesen Fragen liefern, allerdings vermag sie es, scheinbare Selbstverständlichkeiten zu hinterfragen und auf diese Weise neue Perspektiven aufzuzeigen, die zu angemesseneren Lösungen und Verhaltensweisen führen können.
Philosophie ist damit der natürliche Feind eines jeden oberflächlichen „Gelabers“.
„Die Philosophie kann uns zwar nicht mit Sicherheit sagen, wie die richtigen Antworten auf die gestellten Fragen heißen, aber sie kann uns viele Möglichkeiten zu bedenken geben, die unser Blickfeld erweitern und uns von der Tyrannei des Gewohnten befreien. Sie vermindert unsere Gewißheiten darüber, was die Dinge sind, aber sie vermehrt unser Wissen darüber, was die Dinge sein könnten. Sie schlägt die etwas arrogante Gewißheit jener nieder, die sich niemals im Bereich des befreienden Zweifels aufgehalten haben, und sie hält unsere Fähigkeit zu erstaunen wach, indem sie uns vertraute Dinge von uns nicht vertrauten Seiten zeigt.“
(Bertrand Russell)
3. Was kann man im Philosophieunterricht lernen?
„Philosophieren bedeutet zuallererst, gegen die eigene Dummheit zu kämpfen.“
(André Glucksmann)
„Was nützt es dem Menschen, wenn er Lesen und Schreiben lernt, aber das Denken anderen überlasst?“
(Ernst R. Hauschka)
Neben der inhaltlichen Auseinandersetzung mit den oben genannten Fragen wird im Philosophieunterricht ganz allgemein auf den Erwerb und die Vertiefung von Fähigkeiten Wert gelegt, die klares Denken fördern und damit in allen Situationen des Alltags- und Berufslebens von Vorteil sind, zum Beispiel:
- Probleme genauer identifizieren können
- Argumente und Argumentationsstrategien klar erfassen können
- Systematisches, kritisches Hinterfragen von (angeblichen) Selbstverständlichkeiten
- Sachverhalte genauer formulieren können
- Die Dinge und sich selbst in einem größeren Rahmen sehen können
- Eigene Lösungsansätze zu grundsätzlichen Fragen und Problemen entwickeln und reflektieren können
- Orientierungspunkte im Leben finden und geben können
- …
4. Wie läuft Philosophieunterricht ab?
„Das Staunen ist der Beginn der Philosophie.“
(Aristoteles)
In der Regel hat man es im Philosophieunterricht mit alltäglichen Themen und Gegenständen zu tun, die grundsätzliche philosophische Fragen aufwerfen. Anhand von Texten, Erzählungen, Gedichten, Filmen, Bildern usw. werden verschiedene Perspektiven und Lösungsstrategien gesucht, genauer erarbeitet und auf ihre Tragfähigkeit hin überprüft.
Eine große Rolle spielt dabei natürlich die Auseinandersetzung mit den Thesen und Texten von Philosophen und Denkern aus der Antike, dem Mittelalter und der Neuzeit. Aber das ist bei weitem nicht alles: Auch aktuelle Medienbeiträge wie Serien, Filme, Youtube-Videos usw. kommen nicht zu kurz und sind regelmäßig Gegenstand intensiver Diskussionen.